🚀 Jetzt neu: Der herMoneyCLUB ➔ Mehr Infos

Impact Investing einfach erklärt: Anlegen & Gutes tun!

Titelbild von Impact Investing einfach erklärt: Anlegen & Gutes tun!

Profilbild von  herMoney

herMoney

Autorin

20. Dezember 2022

Nachhaltigkeit hat viele Gesichter. Eines davon: Impact Investing. Was versteht man darunter?

Inhalt:

Impact Investing einfach erklärt: Das Wichtigste in Kürze

AnlegerInnen erwarten beim Impact Investing nicht nur eine positive Rendite, sondern auch eine unmittelbare und messbare ökosoziale Wirkung.

Die Risiken beim Impact Investing sind tendenziell höher – vor allem, wenn man in einzelne Projekte investiert. Die Renditechance steigt nicht unbedingt mit dem Risiko.

Über aktive Fonds und ETFs, aber auch mittels Einzelaktien, können AnlegerInnen Impact Investing in ihrem Depot umsetzen.

„Ich möchte mein Geld nicht in eine Firma investieren, die schmutzige Geschäfte macht. Ich möchte lieber mit meinem Geld etwas Gutes bewirken.“ Hast du dir das auch schon mal gedacht? Damit bist du nicht allein. Wir bei herMoney bekommen dazu immer wieder Fragen, Kommentare und Hinweise – sei es auf Social Media, im Coaching oder direkt per E-Mail.

Dadurch sehen wir: Vielen Menschen ist es bei ihrer Investmententscheidung wichtig, nachhaltige Kriterien zu beachten. Auf die Rendite verzichten wollen die wenigsten. Das geht mit Impact Investing!

Definition: Was ist Impact Investing?

Impact Investing lässt sich ganz einfach erklären: „Beim Impact Investing erwarten Anleger neben einer positiven Rendite eine unmittelbare und vor allem messbare ökosoziale Wirkung – zum Beispiel gemessen an ihrem Beitrag zur Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen“, sagt Finanzberaterin Jennifer Brockerhoff im Interview mit herMoney. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals, SDG) beinhalten Geschlechter-Gleichheit, saubere Energien und sauberes Wasser.

Impact Investing vs. ESG-Anlagen

Ist frau automatisch eine „Impact Investorin“, wenn sie nachhaltig investiert, also nach ESG-Kriterien? Nicht unbedingt. Denn die Definition trifft in der Tat nicht auf jedes nachhaltige Investment zu: „Indem man einen Aktienfonds mit Ausschlusskriterien wie Kinderarbeit, fossile Brennstoffe etc. kauft, erzielt man erst einmal keine sofortige positive Wirkung für die Umwelt“, erklärt Jennifer Brockerhoff. „Denn im Grunde wechseln ja ‚nur‘ die Anteile den Besitzer. Effekte bei den Unternehmen entstehen aber erst, wenn ihnen frisches Geld zufließt – also bei einer Kapitalerhöhung. Oder aber, wenn das Unternehmen neue Anleihen begibt, um wiederum neue nachhaltige Projekte zu finanzieren.“

Die begriffliche Abgrenzung ist nicht immer zu 100 Prozent trennscharf. Beim nachhaltigen Investieren reicht die Spanne vom reinen Best-in-Class-Prinzip bis hin zum direkten Investieren in Projekte, die die Welt verbessern sollen. Tendenziell sind die Kriterien beim Impact Investment strenger, denn Impact InvestorInnen gehen etwas weiter.

Wichtig ist beim Impact Investing die „Wirkung“. Das steckt auch im Namen: „Impact“ heißt auf Deutsch „Wirkung“.

AnlegerInnen investieren also direkt in Projekte, die einen sozialen oder ökologischen Nutzen haben. Als Beispiel zählt die Wasseraufbereitung oder Projekte im Bereich Energie. „Das investierte Geld bringt also unmittelbar und messbar eine gewünschte Wirkung“, so Jennifer Brockerhoff.

Wie du so Frauen in der dritten Welt unterstützen kannst, erfährst du in unserem Podcast:

Vielleicht stolperst du auch über den Begriff „Mission Investing“. Das bedeutet, dass die Investitionen nicht nur Rendite erwirtschaften sollen, sondern sie haben zusätzlich einen weltanschaulichen Zweck. „Mission Investing“ geschieht meist im Zusammenhang mit Stiftungen.

Impact Investing für PrivatanlegerInnen: Risiken und Rendite

Die Risiken des Impact Investments sind tendenziell höher – vor allem, wenn man in einzelne Projekte investiert. „Früher haben deshalb vor allem institutionelle Anleger wie Banken oder Pensionsfonds in diesen Bereich investiert“, erklärt die Finanzberaterin. Auch Private Equity Fonds sind häufig unter den Impact-Investoren.

Höheres Risiko bedeutet die Chance auf höhere Rendite? In der klassischen Kapitalmarkttheorie schon. Rufe dir dazu beispielsweise das „magische Dreieck“ ins Gedächtnis (bei ETFs sind die Rendite-Chancen höher als etwa bei Tagesgeld). Beim Impact Investment allerdings steigt die Renditechance nicht unbedingt mit dem Risiko.

Allein schon, weil bei einem Impact-Investing-Fonds die Kosten für die Auswahl der Investitionen höher sind. Dazu kommt die Messung, ob das Investment wirklich positive Auswirkungen hat. Das schmälert die Rendite.

Und wenn du in einzelne Projekte investierst, steigen die Risiken deutlich. Schon deshalb, weil die Mindesteinzahlungen oft relativ hoch sind oder weil du erst nach einer gewissen Zeit dein Geld wieder zurückbekommen kannst. Meist beteiligt man sich daran über Nachrangdarlehen oder Genussrechte, die im Falle einer Insolvenz ziemlich schlecht gestellt sind. Hier also genau hinschauen, in was du investiert!

Beispiele für Impact Investing: Welche Fonds, ETFs und Aktien kommen infrage?

„Inzwischen gibt es Aktienfonds im Stile des Impact Investings, die auch Privatanlegern einen Zugang ermöglichen, über den die Risiken breit gestreut werden“, sagt Brockerhoff. „Das Fondsmanagement wiederum investiert dann in Unternehmen, die mit diesem Geld unmittelbar eine positive Wirkung erzielen. Übrigens hat sich gezeigt, dass diese Strategie negativ zu anderen Anlageformen korreliert. Eine Beimischung senkt unter dem Strich die Anlagerisiken des Gesamtdepots.“

Beim Analysehaus Morningstar findet man mehrere Impact-Investing-Fonds und -ETFs. Bei der Auswahl der Produkte haben wir auf „sustainable themed investments“ zurückgegriffen. Darunter werden Anlagen subsumiert, die auf Themen abzielen, die neben der finanziellen Rendite auch einen Einfluss auf bestimmte Themengebiete haben. Dazu zählen die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Die besten Impact-Investing-Fonds laut Morningstar

Generated by wpDataTables

Stand: 16.12.2022, Quelle: Morningstar

Die besten Impact-Investing-ETFs laut Morningstar

Generated by wpDataTables

Stand: 16.12.2022, Quelle: Morningstar

„Vor einem Investment muss man jedes Projekt sehr genau unter die Lupe nehmen“, sagt Finanzberaterin Brockerhoff.

Schau dir bei aktiven Fonds und ETFs genau die Anlagephilosophie an. Wie definiert der oder die FondsmanagerIn oder der Indexanbieter „Impact Investment“? Was sind die größten Positionen? Wie wird der Fonds bewertet? In diesem Artikel haben wir aufgeschrieben, wie du einen guten Fonds findest.

Beispiele für Impact-Investing-Aktien

Möchtest du in Einzelaktien investieren, dann schau dir das Unternehmen genau an. Hier findest du die wichtigsten Kennzahlen im Überblick. Versuche, folgende Fragen zu beantworten: Wie verdient die Firma Geld, wie ist das Marktumfeld, wie sind die Zukunftsaussichten?

Ein Klassiker aus dem Bereich nachhaltige Energie ist die dänische Firma Vestas Wind (ISIN: DK0061539921), die Windkraftanlagen entwickelt, vertreibt und betreibt. Ebenfalls aus Dänemark kommt der Pharmakonzern Novo Nordisk (DK0060534915), der daran arbeitet, die Volkskrankheit Diabetes zu bekämpfen. Aus dem Bereich Solarenergie wird First Solar (US3364331070) häufig genannt.

Willst du lieber auf Einzelaktien setzen, dann bedenke bitte, dass hier das Risiko noch einmal höher ist.

Zum Weiterlesen: Einen ausführlichen Artikel über nachhaltige Aktien findest du hier.

Für welche Anlegerin eignen sich Impact Investments?

Du siehst: Impact Investments sind eher auf der riskanteren Seite. Sie eigen sich also eher für PrivatanlegerInnen, die bereits ein breit diversifiziertes Portfolio haben und einzelne Schwerpunkte setzen möchten.

Möchtest du auch bei der Wahl deiner Bank auf der nachhaltigen Seite sein, dann schau doch mal bei unserem Vergleich nachhaltiger Banken vorbei:

Kritik am Impact Investing

Am Impact Investment wird häufig kritisiert, dass es schwierig sei, zu messen, welche konkrete Wirkung das Investment habe. Bei einzelnen Projekten, beispielsweise einem örtlichen Windpark, kann man allerdings meist herausfinden, wie viel grüner Strom erzeugt wurde.

Anders sieht es bei der Investition über die Börse aus. Bei Aktien muss man schon den Geschäftsbericht herauskramen, der einmal im Jahr erscheint, und sich hier bis zum Nachhaltigkeitsbericht durchwühlen. Bei aktiven Fonds und ETFs müssen AnlegerInnen einen Blick in die Produktinformation werfen.

Interview

Das komplette Interview mit Jennifer Brockerhoff zum Nachlesen:

herMoney: Frau Brockerhoff, wie oft fragen Ihre Kundinnen zuerst nach der Rendite?

Jennifer Brockerhoff: (lacht) Das kommt selten vor. Die meisten Frauen möchten zunächst wissen, was mit ihrem Geld passiert. Denn sie wollen nicht in Waffen, Ausbeutung oder Kinderarbeit investieren. Damit Geld zu verdienen, also die Altersvorsorge auf dem Rücken anderer aufzubauen, ist für viele Investorinnen ein No-Go!

Haben AnlegerInnen eine Vorstellung davon, was sich alles hinter nachhaltigen Investments verbirgt?

Nein, die meisten wissen, dass sie Themen wie Kinderarbeit oder Waffen ausschließen möchten, aber welche Möglichkeiten und Konzepte es genau gibt, wissen sie nicht. Ich muss zugeben, die Materie ist auch sehr komplex. Das merke ich immer dann, wenn ich die ganze Bandbreite aufzeige und erkläre, welche Investmentstile es gibt …

Ganz unabhängig vom Stil: Das Angebot an nachhaltigen Produkten wächst rasant. Ein Modethema?

… Ja, das kann man so sagen. Und die Marketingabteilungen haben das erkannt und forciert. Es wird viel alter Wein in neuen Schläuchen angeboten, das ist die negative Begleiterscheinung. Wer es ernst meint mit der Nachhaltigkeit, muss also sehr genau prüfen, in was er investiert.

Wie filtern Sie das Angebot?

Ich screene den Markt sehr genau. Dafür nutze ich Ratings, also Bewertungen von Rating-Agenturen – die bieten eine Orientierungshilfe. Dann gibt es sogenannte Nachhaltigkeitsprofile, zum Beispiel beim Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), bei dem ich auch Mitglied bin.

Welche Konzepte präferieren Sie bei der nachhaltigen Geldanlage?

Grundsätzlich muss ich mich natürlich nach den Wünschen und Bedürfnissen meiner Kunden richten. Während aber Strategien wie Ausschlusskriterien oder Engagement und Stimmrechtsausübung vielen bekannt sind, gibt es andere Ansätze wie das so genannte Impact Investing, die bisher fast ausschließlich institutionelle Anleger verfolgen. Weltweit ist es das Segment, das am stärksten wächst.

… Was heißt denn Impact Investing genau?

Beim Impact Investing erwarten Anleger neben einer positiven Rendite eine unmittelbare und vor allem messbare ökosoziale Wirkung – zum Beispiel gemessen an ihrem Beitrag zur Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Trifft das nicht auf jedes nachhaltige Investment zu?

Nein. Zugegeben, das ist etwas kompliziert. Aber indem man einen Aktienfonds mit Ausschlusskriterien wie Kinderarbeit, fossilen Brennstoffen etc. kauft, erzielt man erst einmal keine sofortige positive Wirkung für die Umwelt. Denn im Grunde wechseln ja „nur“ die Anteile den Besitzer. Effekte bei den Unternehmen entstehen aber erst, wenn ihnen frisches Geld zufließt – also bei einer Kapitalerhöhung. Oder aber, wenn das Unternehmen neue Anleihen begibt, um wiederum neue nachhaltige Projekte zu finanzieren.

Und was ist beim Impact Investing anders?

Mit diesem Ansatz investieren Anleger direkt in Projekte, die einen sozialen oder ökologischen Nutzen haben – zum Beispiel in Wasseraufbereitung oder Energieprojekte. Das investierte Geld bringt also unmittelbar und messbar eine gewünschte Wirkung.

Sind die Risiken nicht auch sehr hoch? Ob Biogas oder Solar: Einige Projekte haben sich als Flop erwiesen …

Vor einem Investment muss man jedes Projekt sehr genau unter die Lupe nehmen. Früher haben deshalb vor allem institutionelle Anleger wie Banken oder Pensionsfonds in diesen Bereich investiert. Inzwischen gibt es Aktienfonds im Stile des Impact Investings, die auch Privatanlegern einen Zugang ermöglichen, über den die Risiken breit gestreut werden. Das Fondsmanagement wiederum investiert dann in Unternehmen, die mit diesem Geld unmittelbar eine positive Wirkung erzielen. Übrigens hat sich gezeigt, dass diese Strategie negativ zu anderen Anlageformen korreliert. Eine Beimischung senkt unter dem Strich die Anlagerisiken des Gesamtdepots.

Zur Person: Jennifer Brockerhoff ist seit mehr als 20 Jahren als Beraterin in der Finanzbranche tätig und seit mehr als 10 Jahren mit der eigenen Firma Brockerhoff Finanzberatung selbstständig.

herMoney Tipp

Man kann es nicht oft genug sagen: Schau genau hin, in was du investierst. Das ist beim Impact Investing wichtiger denn je. Denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Angeboten, gerade auch im Fonds-Bereich. Da es keine einheitliche Definition gibt, besteht die Gefahr, dass der Begriff Impact Investing für Werbezwecke missbraucht wird.

Zum Weiterlesen: Grüne ETFs findest du hier.

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

Dieser Artikel wurde ursprünglich 2018 von Birgit Wetjen verfasst. 2022 wurde er von Floriana Hofmann überarbeitet und aktualisiert.

Profilbild von  herMoney

herMoney

Autorin

herMoney ist dein unabhängiges Finanzportal für Frauen. Unter diesem Autorennamen veröffentlichen wir Beiträge, die von mehreren Autorinnen bearbeitet wurden.