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Jährlicher Check von ETFs und Co.: So funktioniert Rebalancing

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Anke Dembowski

Autorin

7. Dezember 2021

Permanent umschichten? Nein, danke! Aber bitte regelmäßig prüfen, ob dein Depot noch zu deinem Risikoprofil passt. herMoney sagt, warum!

Inhalt

Definition: Was ist Rebalancing und wie funktioniert es?

ETFs, Anleihen & Co.: Was bringt Rebalancing?

Wie oft Rebalancen?

Steuern und ETF-Gebühren im Blick: Was kostet Rebalancing?

Rebalancing: Das Wichtigste in Kürze

Bei der Depoteröffnung ist es sinnvoll, sich eine Strategie zurechtzulegen, die die eigene Risikobereitschaft widerspiegelt. Wie viel Prozent deines Vermögens sollen in ETFs fließen, wie viel in Anleihen und Co.?

Durch die Schwankungen der Börse kann es sein, dass bestimmte Anlageklassen auf einmal ein größeres Gewicht haben als ursprünglich geplant.

Deshalb ist es sinnvoll, diese Verschiebungen einmal im Jahr zu bereinigen und das Depot entsprechend umzuschichten.

Frau kennt das: Sie lässt sich beraten oder will sich belesen und dann werden ihr wohlklingende, aber eben doch fremde Worte um die Ohren gehauen. „Rebalancing“ ist so ein Wort. Was ist „Rebalancing“ genau? Das Depot wieder in die Balance zu bringen, was „Rebalancing“ frei übersetzt heißt, ist eine gute Idee. Manche sprechen übrigens auch von „Reallokation“. Aber warum ist Depot-Rebalancing sinnvoll und was bringt es?

Definition: Was ist Rebalancing und wie funktioniert es?

Fakt ist: Die wichtigste Entscheidung bei der Geldanlage ist die grobe Aufteilung deines Wertpapierdepots in die unterschiedlichen Anlageklassen. Dazu zählen etwa Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Cash. Hier spricht man von der „Asset-Allocation-Entscheidung“. Sie bestimmt in allererster Linie, wie sich dein Depot entwickelt. Zumindest viel mehr, als innerhalb der europäischen Aktienfonds genau den „richtigen“ Fonds auszuwählen oder immer den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden.

Portfolio-Rebalancing bezieht sich übrigens nicht nur das Verhältnis der Anlageklassen zueinander und ihre Performance. Sondern auch auf das Verhältnis der Märkte oder Branchen innerhalb der jeweiligen Anlageklassen. Vielleicht sind Aktien aus den USA besser als asiatische Aktien gelaufen – und dein Anteil im Depot ist deutlich gestiegen. Oder aber Technologiewerte haben stärker zugelegt als Rohstoffe. Wenn du die speziell ausgerichteten ETFs in deinem Depot hast, kannst du durch Teilverkäufe die ursprüngliche Depotaufteilung wieder herstellen.

Auch wenn du verschiedene ETF-Sparpläne hast, solltest du das Rebalancing nicht vergessen. Die Sparpläne wirst du womöglich eher in Aktien-ETFs und in spezielle Themen-ETFs fließen lassen, weil dann der Cost-Average-Effekt am stärksten ist. Dann ist es gut, gelegentlich die gewollte Grob-Struktur deines Depots wieder herzustellen.

Portfolio-Rebalancing: Ein einfaches Rechen-Beispiel

Gehen wir davon aus, du hättest dich dafür entschieden, 50 Prozent deines Kapitals in Aktien und 50 Prozent in konservative Anleihen zu investieren. Du hättest dein Kapital dann auf entsprechende ETFs oder Fonds aufgeteilt. Die Märkte tun nun das, was sie immer tun: Sie laufen – nach oben, nach unten oder einfach nur seitwärts. Nach einem Jahr ist das Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen nicht mehr wie unmittelbar nach dem Kauf der Papiere.

Nehmen wir an, die Anleihen haben sich nicht von der Stelle bewegt und die Aktien haben um 20 Prozent zugelegt. Dann hat der Anteil der Aktien im Depot entsprechend zugenommen, der Anteil der Anleihen dagegen ist gesunken. Pi mal Daumen ist das Verhältnis nun 55 zu 45. Die Anlagerisiken in deinem Depot sind also gestiegen. Denn du hast – ohne aktiv etwas zu tun – den Aktienanteil erhöht! Um die ursprüngliche Balance wieder herzustellen, müsstest du 5 Prozent des Aktien-ETFs verkaufen und 5 Prozent der Anleihen-ETFs erwerben.

Rebalancing-Rechner sind nützlich!

Das ist nur ein relativ einfaches Beispiel. Bei mehr Wertpapieren kann die Sache aber unübersichtlich werden. Dann ist es sinnvoll, einen der Rebalancing-Rechner zu Hilfe zu nehmen, von denen es einige im Internet gibt. Zum Beispiel hier. Sie zeigen dir an, welche Papiere ge- und welche verkauft werden müssen, um die ursprüngliche Depotaufteilung wieder herzustellen.

ETFs, Anleihen & Co.: Was bringt Rebalancing noch?

Du erledigst durch das Rebalancing zudem eine Sache, die gar nicht schlecht ist: Du realisierst Gewinne mit den Papieren, die besonders gut gelaufen sind. Im Fachjargon: Du nimmst Gewinne mit! Denn beim Rebalancing trennst du dich von einem Teil der Gewinner-Aktien – ihr Anteil wird durch Verkäufe wieder auf den ursprünglichen Anteil reduziert. Und du kaufst diejenigen Papiere oder Märkte nach, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind und die sich folglich schlechter als die anderen Papiere entwickelt haben und Potenzial bieten.

Denn dort stockst du ja wieder auf, um die ursprüngliche Gewichtung wiederherzustellen. Klingt absurd – Gewinner verkaufen und „Verlierer“ ins Depot nehmen. Aber: So erhältst du nicht nur deine Asset-Allocation, du investierst auch „antizyklisch“. Ein geschicktes Verhalten an der Börse!

Fondsmanager vermögensverwaltender Fonds („Mischfonds“, „Asset-Allocation-Fonds“) wenden von sich aus Rebalancing an. Wenn du dein Geld durch einen Vermögensverwalter oder Robo-Advisor betreuen lässt, frag ruhig mal nach dem Rebalancing-System! Wie oft wird es angewandt? Und wie gehen die Experten vor?

Wie oft Rebalancen?

Die logische Frage ist nun: Wie oft sollte Portfolio-Rebalancing stattfinden? Welches Rebalancing-Intervall ist ideal für ETFs oder andere Papiere? Es gibt viele Forschungsarbeiten darüber und die Ergebnisse sind unterschiedlich. Manche raten, das Depot einmal jährlich zu rebalancen, andere empfehlen, einmal die Woche umzuschichten. Ein anderer Tipp ist, bei bestimmten prozentualen Abweichungen von der gewünschten Asset Allocation zu rebalancen.

Wöchentliches Portfolio-Rebalancing ist eine umständliche Sache und wir wollen noch anderes tun, als uns nur um unser Wertpapierdepot zu kümmern. Derart häufige Umschichtungen haben außerdem hohe Transaktionskosten. Von anfallenden Steuern gar nicht zu sprechen! Ob sie dann den kleinen Vorteil wettmachen, den ein besonders häufiges Umschichten vielleicht bietet (oder auch nicht), ist die Frage. Du möchtest schließlich nicht jeder winzigen Marktbewegung hinterher springen, die sich in der nächsten Woche womöglich wieder umkehrt.

Praktikabel ist es daher, einmal oder zweimal im Jahr ein Rebalancing vorzunehmen. Nutz doch einfach das nächste Wochenende oder die freien Tage um den Jahreswechsel dazu! Gerade der Jahreswechsel bietet sich für einen Depot-Check an. Jetzt kannst du prüfen, ob du den Sparerfreibetrag ausgeschöpft hast oder ob es sonst steuerlich noch etwas zu optimieren gibt. Hör doch mal in unseren aktuellen Podcast zum Jahresend-Check rein!

Eine weitere Möglichkeit ist, einfach nur durch Nachkäufe die ursprünglich angedachte Portfolio-Aufteilung wiederherzustellen. Hier spricht man von „Cash-Flow-Rebalancing“. Der Vorteil dieser Art von Rebalancing ist: Es ist einfacher und dabei fallen keine besonderen Steuern an, denn es wird in dem Fall nur gekauft, aber nichts verkauft.

Steuern und ETF-Gebühren im Blick: Was kostet Rebalancing?

Uups, Steuern? Wird Rebalancing etwa besteuert? In gewisser Weise ja, denn beim Umschichten deiner ETFs verkaufst du Wertpapiere. Der damit realisierte Kursgewinn ist steuerpflichtig, wenn du den Sparerfreibetrag noch nicht ausgeschöpft hast. Und zwar mit dem aktuellen Satz für Kapitalertragsteuer: 25% plus Soli-Zuschlag.

Aber nicht nur Steuern fallen an, sondern durch die Umschichtungen entstehen auch weitere Kosten: Je nachdem, bei welchem Broker du dein Depot führst und ob du aktive oder passive Fonds kaufst, fallen Handelskosten oder Ausgabeaufschläge an. Aus diesem Grund raten wir dazu, nicht allzu häufig zu rebalancen. Erstens macht es Arbeit und zweitens sollte der Nutzen die Nachteile übersteigen.

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herMoney-Tipp

Überlass die Anlagerisiken nicht dem Zufall! Eine regelmäßige Überprüfung deines Investments sorgt dafür, dass du keine Risiken eingehst, die du nicht tragen kannst oder möchtest. Übrigens: Rebalancing ist für professionelle Geldmanager selbstverständlich. Wenn du dein Geld also in einen Asset-Allocation-Fonds investierst oder aber von Profis verwalten lässt, bleibt dein Vermögen in der Regel in der gewünschten Balance.

Zum Weiterlesen: Wenn du schon dabei bist, dein Depot zu pflegen, könntest du dein Portfolio auch gleich erweitern. Neben dem Basis-ETF auf den MSCI World oder den FTSE All World gibt es viele weitere spannende Themen-ETFs. Zum Beispiel solche, die sich auf dividendenstarke Titel konzentrieren oder in erneuerbare Energien investieren.

 

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".