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Was du bei einem Börsencrash tun solltest

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Anke Dembowski

Autorin

15. September 2022

Derzeit herrschen turbulente Zeiten am Markt. Wie es weitergeht, kann niemand genau sagen. Wohl aber, wie du auf Kurs bleibst.

Inhalt

Börsencrash 2022: Warum es derzeit nach unten geht

Historische Börsencrashs

Ein Crash fühlt sich schrecklich an

„An der Börse wird nicht geklingelt“

Drei Tipps, um sich so gut wie möglich abzusichern

Das Wichtigste in Kürze:

Für die derzeitige Talfahrt an den Börsen gibt es mehrere Gründe: Seit dem Krieg in der Ukraine geht die Sorge vor ausbleibenden Gaslieferungen um, die Energiepreise klettern von Rekordhoch zu Rekordhoch. Auch die Probleme bei den Lieferketten verschärfen sich weiter, die Inflation steigt und steigt.

Am Beispiel der Finanzkrise sieht man, dass es an den Börsen auch nach heftigen Kursverlusten wieder nach oben gehen kann – und auch, dass das durchaus etwas dauern kann.

Drei Tipps: Wenn du dein Kapital an der Börse anlegst, sei wachsam. Lege regelmäßig Geld an. Nach starken Rückgängen kannst du preiswert nachkaufen.

An den Börsen rumpelt es gerade kräftig. Der deutsche Leitindex DAX beispielsweise hat von seinem Allzeithoch im November 2021 bei 16.250 Punkten mittlerweile rund zwanzig Prozent an Wert verloren. Beim US-Technologieindex Nasdaq 100 ging es seit dem Höchststand sogar um 28 Prozent nach unten. Beim US-Standardwerteindex S&P 500 steht vom Rekordhoch Anfang Januar diesen Jahres ein Minus von 18 Prozent.

Börsencrash 2022: Warum es derzeit nach unten geht

Gründe für die derzeitige Talfahrt gibt es mehrere. Zum Jahreswechsel 2021/2022 dominierten die Corona-Lockdowns in China, entsprechende Lieferengpässe und die Sorge vor einem möglichen Krieg in der Ukraine das Börsengeschehen.

Am 24. Februar wurde der Krieg dann mit dem Einmarsch Russlands in das Nachbarland Realität. Die Sorge vor ausbleibenden Gaslieferungen geht um, die Energiepreise klettern von Rekordhoch zu Rekordhoch. Auch die Probleme bei den Lieferketten verschärfen sich weiter, die Inflation steigt und steigt. Die Notenbanken rund um den Globus müssen eingreifen. Die US-Notenbank Fed hebt die Zinsen immer stärker an. Und auch in der Eurozone hat die oberste Währungshüterin Christine Lagarde die jahrelange Niedrigzinspolitik mittlerweile beendet.

Steigende Zinsen machen den Aktienmärkten tendenziell zu schaffen, dann dadurch steigen für die Unternehmen die Kosten für Investitionen – was insbesondere zinssensible Firmen wie Technologiekonzerne bemerken, die oft hoch verschuldet sind. Die Schuldentilgung kostet bei hohen Zinsen mehr, was auf die Gewinnmarge drückt. Was steigende Zinsen für Sparerinnen bedeuten, erfährst du in unserem Artikel über die Zinsentwicklungen.

Historische Börsencrashs

Die Lage ist derzeit also alles andere als komfortabel – aber keine gänzlich neue Situation. In den vergangenen hundert Jahren gab es einige Börsen-Crashs. Die größten waren:

  • 1929: „Schwarzer Freitag“
  • 1931: Bankenkrise in Deutschland
  • 1987: Sorgen um den Welthandel
  • 1997: Asien-Krise
  • 2000: Absturz des Neuen Markts
  • 11. September 2001: Terrorangriff auf die USA
  • 2007/2008: Finanzkrise
  • 2012: Schuldenkrise in Europa
  • 2020: Crash als Folge des Corona-Lockdown
  • 2022: Ukraine-Krieg

Alle diese Krisen einte eines: Es zeigte sich, wer ein guter Anleger oder eine gute Anlegerin war – und dass jede Krise irgendwann einmal endet. Das hoffen InvestorInnen auch für die derzeitige Talfahrt an den Börsen. Am Beispiel der Finanzkrise sieht man, dass es an den Börsen auch nach heftigen Kursverlusten wieder nach oben gehen kann – und auch, dass das durchaus etwas dauern kann.

Vor genau 14 Jahren, am 15. September 2008, schickte die US-Investmentbank Lehman Brothers ihre AnalystInnen in die Arbeitslosigkeit. Die Investmentbank musste Insolvenz anmelden. Der Lehman-Pleite war eine Überhitzung des Immobilienmarkts vorangegangen. Die Preise für Häuser stiegen in astronomische Höhen. Banken ließen sich in dieser Phase auf riskante Hypothekengeschäfte ein. Bis die Blase platzte. Das hatte zur Folge, dass die Hypotheken von den Gläubigern nicht mehr bedient werden konnten. Immobilien hatten plötzlich “Ramsch-Status”. Der Preisverfall war gigantisch. Das brachte die Investmentbanken ins Taumeln. Europa spannte sogar einen Rettungsschirm auf, um die Banken zu stützen.

Die Finanzkrise schickte die Börsenkurse rund um den Globus auf Talfahrt. Bereits im Dezember 2007 ging die Talfahrt los. Bis Dezember 2008 fiel der DAX von etwa 8.000 auf zirka 4.800 Punkte. Ein Minus von satten 40 Prozent! Und die Kursverluste gingen noch weiter. Bis zum Frühjahr 2009 fiel der Leitindex nochmals um mehr als 20 Prozent auf rund 3.700 Punkte. Dann war der Tiefpunkt erreicht und der Markt drehte wieder nach oben.

Um wieder den alten Höchststand vom Jahresende 2008 zu erreichen, dauerte es aber ganze vier Jahre. Denn auf die Finanzkrise folgte die Schuldenkrise, infolge derer Länder wie Griechenland, Irland oder Spanien vor der Pleite standen. Erst im Frühling 2013 hatte der DAX seine Verluste wieder aufgeholt.

Ein Crash fühlt sich schrecklich an

Falls du damals noch nicht an der Börse aktiv warst, fragst du dich vielleicht, wie es sich anfühlt, wenn das investierte Kapital einem Crash ausgesetzt ist. Die simple Antwort ist: Schrecklich! Du siehst die Kurse fallen, und fragst dich, ob du vielleicht lieber aussteigen solltest. Die Kurse rutschen möglicherweise weiter ab und du sagst dir: „Oh nein, zu einem solch niedrigen Preis nun auch wieder nicht!“

Während einer Crash-Phase steigen die Kurse mitunter ein wenig. Viele PrivatanlegerInnen glauben dann, das Ende der Talfahrt sei erreicht. Und dann geht es doch wieder nach unten. Du kannst eigentlich nur machtlos zusehen.

Eine nachvollziehbare Reaktion wäre, wutentbrannt seine Beraterin oder seinen Berater anzurufen und nachzuhaken, warum sie oder er dich nicht im Vorhinein gewarnt hatte. „Wozu sind das denn Experten?“, wirst du dich fragen. Deine Wut trifft in dem Fall die oder den Falschen. Niemand kann den exakten Zeitpunkt eines Kurssturzes vorhersehen.

„An der Börse wird nicht geklingelt“

„An der Börse wird nicht geklingelt“, lautet eine Börsenweisheit. Niemand warnt, wenn es abwärtsgeht. Profis und Expertinnen werden darum oft genauso kalt erwischt wie PrivatanlegerInnen.

Ansonsten würde schließlich kein Fondsmanager, keine Managerin eines Pensionsfonds oder einer Lebensversicherung, Verluste an der Börse erleiden. Sie tun es aber, weil die Profis natürlich die bestmögliche Wertentwicklung mitnehmen wollen. Häufig verpassen sie dann, ebenso wie die PrivatanlegerInnen, den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg.

In einem Überraschungsmoment wie dem Terrorangriff vom 11. September 2001 kommt es zu Übertreibungen nach unten. Jeder will unbedingt verkaufen. Durch die Massen an Verkaufsorders befinden sich die Kurse dann im freien Fall. Das führt zu Kettenreaktionen, die sich im Nachhinein meist als zu vorschnell erweisen.

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Wie kann frau sich so gut wie möglich absichern?

Tipp 1: Wenn du dein Kapital an der Börse anlegst, sei wachsam.

Klettern die Kurse aus unbekannten und aus nicht nachvollziehbaren Gründen eine Zeit lang in die Höhe, könnte der Markt überhitzen.

Doch irgendwann geht die Luft raus: Erst langsam, aber dann beschleunigt sich der Vorgang. Das bedeutet für dich, am Anfang eines Crashs gibt es noch ein kleines Zeitfenster, in dem du aussteigen kannst. Dieses abzupassen, ist aber ein Stück weit Glückssache.

Tipp 2: Regelmäßig Geld anlegen

Wenn ein Crash immer passieren kann, was heißt das für deine Investitionen? Tipps wie „Ruhe bewahren, cool bleiben“ sind schnell getippt. In der Praxis ist es schwierig, sie zu beherzigen.

Einfacher ist es, dein Verhalten zu automatisieren: Wenn wir ohnehin nicht sicher vorhersagen können, wann und wie sich die Börsen bewegen, ist es gut, jeden Monat eine kleine Summe zu investieren. Auf diese Weise reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, dass alles auf einen Schlag weg ist.

Solche monatlichen Investments sind mit einem ETF- oder Fondssparplan leicht zu verdauen und zwingen dich nicht, die Kurse ständig und immer im Blick zu haben. Die FondsmanagerInnen sind tagtäglich an der Börse unterwegs und reagieren so schnell wie möglich und schichten der Lage entsprechend um.

Tipp 3: Nach starken Rückgängen preiswert nachkaufen

Ganz Mutige nutzen den Kursrückgang. Nach einem Crash, wenn die Preise im Keller sind, kaufen sie Aktien preiswert ein. Das ist gefühlsmäßig nicht leicht, denn zu Crash-Zeiten wird in allen Medien über den Crash und die Gründe berichtet. Doch an der Börse wird die Zukunft gehandelt und jede Krise endet einmal. Folgt man der Börsenweisheit: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“, wird das häufig belohnt. Denn bisher ist es so, dass auf jeden Börsen-Crash eine andauernde Erholungsphase folgte.

Wann diese Erholungsphase allerdings startet, ist ungewiss. Dass sie irgendwann kommt, davon gehen die meisten MarktbeobachterInnen aus. Dennoch ist es keine Garantie. Das Beobachten der Börse ist darum auch nach dem Crash unabdingbar.

Wann ist aber der beste Zeitpunkt zum Einstieg? Leider kann auch niemand sagen, wann die Talsohle durchschritten ist. Der Neue-Markt-Absturz von 2000 belastete die Börsen noch drei Jahre lang. Erst im Frühjahr 2003 ging es wieder nach oben. Der Crash 2020 hingegen, ausgelöst durch die Angst vor drohenden Corona-Lockdowns, war nach wenigen Monaten vorbei.

herMoney Tipp

Aus Angst vor einem Crash gar nicht erst investieren? Bitte nicht! Genauso wenig solltest du davon träumen, dass dich irgendwer rechtzeitig vor einem Crash warnt. Wer in Aktien investiert, muss nicht nur das Börsengeschehen aktiv beobachten, sondern auch damit rechnen, dass die Kurse fallen können. Dann heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren! Langfristig hat sich der DAX trotz aller Crashs in der Vergangenheit positiv entwickelt. Das spricht für ein Engagement in den Aktienmarkt – oder etwa nicht?

Anhang: Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kaufen Sie nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie deom Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu liest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Sofern du ein international breit gestreutes ETF-Depot hast, behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Von Anke Dembowski, Aktualisierungen von Christiane Habrich-Boecker und Floriana Hofmann

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

 

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".