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Lohnen sich Kapitallebensversicherungen noch?

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Birgit Wetjen

Autorin

12. September 2017

Lebensversicherungen im Zinstief: Rechnet sich das? herMoney erklärt, welche Formen und Alternativen es gibt und was Sie beachten sollten.

Das waren noch Zeiten: Die gesetzliche Rente reichte nahezu aus, das i-Tüpfelchen für finanzielle Sicherheit im Alter brachte eine gute Lebensversicherung. Sie zahlte neben hohen Garantiezinsen auch noch satte Überschussbeteiligungen aus – und nach 12 Jahren Haltedauer war das ganze sogar steuerfrei. Einfacher Abschluss, Risikoschutz, hohe Sicherheit und steuerfrei: Eine ideale Altersvorsorge.

Aus und vorbei. Das Rentenniveau ist  deutlich gesunken. Und auch die Lebensversicherung, von der es noch immer mehr Verträge als Bundesbürger gibt, hat an Attraktivität eingebüßt. Mit üppigen Renditen jedenfalls können Versicherte im Zinstief nicht mehr rechnen. herMoney beantwortet die wichtigsten Fragen und zeigt Alternativen auf:

Lohnen sich Lebensversicherungen noch?

Wenn Sie ausschließlich auf die Rendite achten (siehe unten) ganz sicher nicht. Aber vielleicht verfolgen Sie ja noch andere Ziele? Mit einer Kapital bildenden Lebensversicherung bauen Sie Vermögen auf und sichern Ihre Familie im Todesfall finanziell ab. Das ist aufgrund hoher Kosten und niedriger Verzinsung nicht die günstigste Lösung (siehe Alternativen), aber komfortabel und besser als nichts – falls Sie sich überhaupt nicht weiter mit dem Thema Vermögensaufbau beschäftigen möchten.

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Welche Formen der Lebensversicherung gibt es?

Klassische Lebensversicherungen investieren vor allem in festverzinslichen Wertpapieren. Weil die im Zinstief kaum Rendite bringen, haben die Assekuranzen in den vergangenen Jahren vermehrt Fonds- oder Indexpolicen auf den Markt gebracht.

Fondspolicen kombinieren den Todesfallschutz mit einem Investment in Fonds. Damit steigt die Renditechance. Aber auch das Risiko. Garantien gibt es bei diesen Produkten in der Regel nicht. Nur gegen Aufpreis bieten einige Anbieter Garantien oder Höchststandregeln an. Per Höchststandssicherung wird das einmal erreichte Niveau gesichert. Ansonsten entscheidet der Kursstand der Wertpapiere am Tag der Abrechnung darüber, wie viel Geld Ihnen ausbezahlt wird. Wenn Sie sich für eine fondsgebundene Lebensversicherung entscheiden, sollten Sie also genau prüfen, welche Fonds angeboten werden.

Eine neuere Variante der Lebensversicherung ist die sogenannte „Indexpolice“. Bei diesen Produkten investiert der Versicherer die Beiträge in risikolose Zinspapiere, die Überschüsse aber, die die Versicherung erwirtschaftet, fließen in Aktien. Mit Indexpolicen sind die eingezahlten Beiträge in der Regel garantiert. Die in Aktien investierten Überschüsse sollen die Renditechancen erhöhen. Investiert wird in der Regel in günstige ETFs,  also passiv gemanagte Fonds, die die Wertentwicklung eines Index abbilden. Am gängigsten sind Investitionen in den deutschen Aktienindex DAX, den europäischen Index EuroStoxx oder in den MSCI World, der die größten Unternehmen der Industrienationen bündelt.

Welche Rendite kann ich erwarten?

Klassische Lebensversicherungen garantieren heute nur noch eine magere Verzinsung von 0,9 Prozent auf den Sparanteil – also die eingezahlten Beiträge abzüglich der Kosten für Verwaltung und Risikoschutz. In den Jahren 1994 bis 2000 hatte der Satz noch bei 4 Prozent gelegen. Dazu kommt die sogenannte Überschussbeteiligung, die nicht garantiert ist und jährlich festgelegt wird. Sie richtet sich nach dem Erfolg der Anlagen des Versicherers. Die Summe aus Garantieverzinsung und Überschussbeteiligung ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, liegt aber heute im Schnitt noch immer bei rund drei Prozent.

Bei fondsgebundenen Versicherungen hängt die Rendite von der Entwicklung des Aktienmarktes ab. Über lange Zeiträume dürften die Renditen über denen der Klassiker liegen. Allerdings müssen Sie aufgrund der Absicherung des Todesfallrisikos und auch aufgrund höherer Kosten der Policen Abstriche im Vergleich zur reinen Fonds-Performance machen. Bei den Indexpolicen fließen nur die Überschüsse in Aktien. Für den Verzicht auf eine Mindestverzinsung können Sie über lange Laufzeiten bei insgesamt guter Entwicklung am Aktienmarkt eine etwas bessere Rendite als bei klassischen Lebensversicherungen erwarten.

Wie viel Steuer muss ich zahlen?

Für Lebensversicherungen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, ist die Auszahlung nach 12 Jahren Haltedauer steuerfrei, sofern Sie mindestens fünf Jahre Beiträge gezahlt haben. Seit 2005 sind Gewinne aus Verträgen mit Laufzeiten über 12 Jahre nur noch zur Hälfte steuerfrei, wenn der Betrag komplett ausbezahlt wird und Sie zum Zeitpunkt der Auszahlung mindestens 60 Jahre alt (seit 2012 mindestens 62 Jahre) sind. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, unterliegen Gewinne aus Verträgen ab 2005 bei Auszahlung voll Ihrem persönlichen Steuersatz.

herMoney Tipp:  Lassen Sie sich vor der Auszahlung gut beraten – vor allem dann, wenn Sie ein Wahlrecht zwischen Einmalzahlung und Verrentung haben. Bei Verrentung wird nicht der Gewinn, sondern die Rentenzahlung besteuert. Wie hoch der Satz ist, hängt vom Alter Ihres Rentenbeginns ab.

Soll ich meinen alten Vertrag kündigen?

Das ist nicht zu empfehlen. Zum einen bringen viele Altverträge durchaus ordentliche Renditen – auch wenn die bei Abschluss vor 10 oder 20 Jahren prognostizierten Ablaufsummen wegen der anhaltenden Niedrigzinsen deutlich verfehlt werden. Bei Vertragsabschluss vor 2005 gibt es die Auszahlung zudem steuerfrei.

Wenn Sie Ihre Police verkaufen, bekommen Sie nicht die gezahlten Beiträge, sondern lediglich den sogenannten Rückkaufswert zurück. Wie hoch er ausfällt, richtet sich nach der bisherigen Laufzeit, aber auch den Verwaltungs- und Risikokosten, die von den Beiträgen und erzielten Überschüssen abgezogen werden. Sie müssen also mit erheblichen Abschlägen rechnen – bis zur Hälfte Ihrer Einzahlungen können verloren gehen. Bedenken Sie auch, dass bei einer Kündigung der Risikoschutz für den Todesfall entfällt. Sie können dann zwar eine neue Risikopolice ohne Kapitalaufbau abschließen, aber die wird mit zunehmendem Lebensalter deutlich teurer.

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HerMoney Tipp: Wenn Sie Ihre Versicherung nicht mehr bedienen können oder wollen, lassen Sie sich zunächst den Rückkaufswert errechnen. Dann sollten Sie Alternativen prüfen: Sie können die Police beitragsfrei stellen, sie beleihen oder aber auf dem Zweitmarkt verkaufen. Lassen Sie sich also gut beraten, bevor Sie überhastet kündigen!

Welche Alternativen zur Lebensversicherung gibt es?

Risikoschutz, Sparanteil, Überschussbeteiligung, Garantiezins, Bewertungsreserven – eine Kapitallebensversicherung ist ein komplexes und relativ teures Produkt. Im Zinstief sinken die Renditeaussichten und ergo die Attraktivität. Zudem schränken die Policen Ihre finanzielle Flexibilität erheblich ein, weil Sie sich über viele Jahre binden.

Verbraucherschützer raten dazu, Risikoschutz und Vermögensaufbau gleich zu Beginn voneinander zu trennen. Eine Risikolebensversicherung ist gerade in jungen Jahren günstig zu haben. Vermögen können Sie separat per Fonds- oder ETF-Sparplan aufbauen. Damit ist das eingezahlte Kapital zwar nicht garantiert, aber die Renditeaussichten sind über lange Ansparphasen gut.

 

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Birgit Wetjen

Autorin

Birgit Wetjen ist Volkswirtin, Finanzjournalistin und Buchautorin. Sie ist überzeugt: Geldanlage ist nicht weiblich oder männlich – aber Frauen haben Berührungsängste und gehen anders an Geldthemen ran.