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Bewertung geschlossener Fonds: Warum der Kauf riskant ist

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Anke Dembowski

Autorin

14. August 2018

Geschlossene Fonds locken mit attraktiven Zinsen. Aber die Kosten sind hoch und Sie bekommen Ihr Geld so schnell nicht zurück!

Inhalt:

Geschlossene Fonds? Klingt nach geschlossener Gesellschaft. Und irgendwie ist es das auch. Ganz grob lassen sich Investmentfonds in offene und geschlossene Fonds unterscheiden. Bisher haben wir bei herMoney über offene Fonds geschrieben: Aktienfonds, Rentenfonds, vermögensverwaltende Fonds, Dachfonds, ETFs und so weiter. „Offen“ bedeutet, dass Sie Anteile an solchen Fonds an jedem Börsentag kaufen und auch wieder verkaufen können.

Nur bei offenen Immobilienfonds wird seit 2013 von diesem Prinzip abgewichen: Hier gib es eine Mindesthaltedauer von 24 Monaten und eine Kündigungsfrist von 12 Monaten. Neben der Möglichkeit für die Anleger, quasi täglich ein- oder aussteigen zu können, kann der Fondsmanager eines offenen Fonds täglich das Fonds-Portfolio durch Zu- oder Verkäufe von Wertpapieren oder Immobilien verändern und an die aktuelle Marktsituation anpassen.

Definition: Was sind geschlossene Fonds?

Anders ist das bei geschlossenen Fonds. Hier finanzieren Investoren mit ihrem Geld in der Regel ein Projekt. Von einem sogenannten „Emissionshaus“ wird also eine Fonds-Idee konzipiert und in einem Prospekt, der dann als Verkaufsunterlage dient, beschrieben. Darin geht es um eine Geschäftsidee: Das kann die Finanzierung eines bestimmtes Flugzeugs sein – allen Anlegern des Fonds gehört dann dieser spezielle Airbus A380. Oder die Finanzierung einer Großimmobilie – das Hotel Adlon in Berlin gehört beispielsweise einem geschlossenen Fonds.

Es kann sich aber auch um eine Windkraft-Anlage, ein Container-Schiff oder ein Bio-Energie-Leasingprojekt handeln. In Deutschland sind geschlossene Fonds in der Regel in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG konzipiert, man wird also Gesellschafter. Reguliert sind sie seit Juli 2013 durch das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und sie gelten als „alternative Investmentfonds“.

Geschlossene Fonds haben also im Regelfall für ihre gesamte Lebensdauer nur ein einziges Objekt in ihrem Bestand. Wenn Sie in einen solchen Fonds investieren, erhalten Sie regelmäßige Zinszahlungen. Das suggeriert Sicherheit, weil Ihr Vermögen anders als bei Aktienanlagen nicht schwankt.

Die Kehrseite der Medaille: Wenn Sie hier einmal Gesellschafterin geworden sind, kommen Sie in der Praxis nicht mehr aus dem geschlossenen Fonds heraus – so lange nicht, bis der Fonds wieder aufgelöst wird. Das wird er in der Regel aber erst nach sehr langer Zeit, nämlich dann, wenn das Flugzeug, die Immobilie, das Schiff oder die Windkraftanlage wieder verkauft oder verschrottet wird.

Verkauf häufig unmöglich – auch am Zweitmarkt!

Das kann lange dauern – 20 Jahre und mehr – und äußerst unangenehm sein. Beispielsweise dann, wenn Sie einmal Geld benötigen. Oder wenn Sie feststellen, dass die Geschäftsidee, an der Sie sich beteiligt haben, nicht so grandios ist wie sie sich das gedacht hatten, als Ihnen der Verkäufer oder die Verkäuferin alles in den schönsten Farben ausgemalt haben.

Sie verdienen beim Vertrieb von geschlossenen Fonds sehr hohe Provisionen und sind daher hoch motiviert, Ihnen eine solche Beteiligung zu verkaufen. Die hohen Provisionen schlagen sich natürlich auf die Kosten des Fonds nieder; diese sogenannten „weichen Kosten“, die nicht direkt für den Bau des Schiffes oder der Immobilie verwendet werden, können 25 % und mehr betragen.

Während der Laufzeit des Fonds ist der Verkauf Ihrer Beteiligung nicht möglich, oft noch nicht einmal zu einem Abschlag über eine Wertpapierbörse. Es wurden zwar Versuche unternommen, Handelsplattformen für Anteile an geschlossenen Fonds einzurichten (sogenannte „Zweitmarkt-Börsen“), aber in der Praxis ist die Kündigung über solche Zweitmarkt-Börsen dann oft doch nicht möglich.

Das gilt insbesondere, wenn es nur eine kleine Beteiligung ist oder wenn die Auszahlungen nicht so fließen wie im Prospekt beschrieben, d.h. wenn der Fonds in einer Schieflage ist. Rechnen Sie also damit, dass Ihre Beteiligung an einem geschlossen Fonds nicht handelbar ist! Lässt sie sich dann doch über eine der Zweitmarkt-Börsen verkaufen – umso besser!

 

Geschlossene Investmentfonds im Erbfall problematisch

Besonders ärgerlich ist die geringe Ersetzbarkeit im Erbfall. Sämtliche Erben rücken dann als Ersatz-Nachfolger nach und müssen – kostenpflichtig – neu als Gesellschafter ins Handelsregister eingetragen werden. Dann ist die Sauce oft teurer als der Braten, wenn es beispielsweise nur um eine Beteiligung von 10.000 Euro geht, die noch dazu nicht so gut läuft.

Wenn sich die Erben nicht einigen können, wer von ihnen die Anteile übernimmt, kann die Erbengemeinschaft nicht aufgelöst werden. Es gibt Fälle, bei denen keiner der Erben die Anteile von den Miterben haben möchte – noch nicht einmal geschenkt, weil das Damoklesschwert einer nachträglichen Steuer-Rückzahlung über den Anteilen schwebte. Das kann passieren, da in der Vergangenheit Beteiligungen an geschlossenen Fonds oft in erster Linie aus Steuerspar-Gründen getätigt wurden. Wenn dann die Gewinnerzielungsabsicht des Fonds nicht gegeben ist, kann das Finanzamt im Nachhinein die zuvor anerkannten Steuervorteile wieder zurückfordern – davor haben die Erben natürlich Angst.

Geschlossene Fonds häufig riskant und unrentabel

Statistiken wie die von Finanztest, dass nur etwa 6 % der geschlossenen Fonds ihre prospektierten Renditeziele erfüllen konnten, schrecken natürlich ab. Das hat unterschiedliche Gründe. Viele Immobilienfonds sind zum Beispiel kaputt gegangen, weil die Bauträger die hohen Mietgarantien nicht bezahlen konnten und pleite gingen. Bei den Container-Fonds wurden teilweise Container verkauft, die es gar nicht gab. Bei den Schiffsfonds sind die Frachtraten total zusammengebrochen, und Film- und Medienfonds wurden ohnehin überwiegend aus Steuerspartrieb gekauft – wer kann schon Produktionskosten und Ertragsaussichten eines Films beurteilen?

Hinzu kommt, dass die hohen Verdienstaussichten bei geschlossenen Fonds auch schillernde Persönlichkeiten anzogen, die dann mit betrügerischen Machenschaften ihre ohnehin schon hohe Gage noch weiter steigern wollten. Betrugsfälle wie die der S&K Unternehmensgruppe oder Wölbern Invest wurden in den Medien ausgebreitet, so dass viele Anleger nach der Finanzkrise 2007/2008 die Lust auf geschlossene Fonds verloren.

herMoney-Tipp:

Geschlossene Fonds sind etwas für absolute Expertinnen. Sie müssen das Geschäftsmodell der Beteiligung beurteilen können, und zwar über die gesamte Lebensdauer des Fonds hinweg. Wissen Sie, wie sich der Containerschiffs-Markt in 10 Jahren entwickeln wird? Solche Einschätzungen sind nicht einfach und brauchen viel Erfahrung.

Außerdem sind geschlossene Fonds mit hohen Kosten befrachtet, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Wenn Sie sich nicht zu den absoluten Expertinnen zählen, lassen Sie am besten die Finger von solchen Beteiligungen. Es gibt genügend offene Fonds mit interessanten Geschäftsmodellen, die einfacher in der Handhabung sind. Zum Beispiel Themenfonds, wenn Sie in bestimmte Branchen investieren wollen. Für Anfänger eignen sich eher ETFs. Solide ETFs für Einsteigerinnen finden Sie hier.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".