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Crowdfunding: Eine gute Geldanlage für Frauen?

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Anke Dembowski

Autorin

10. August 2022

Crowdfunding oder Crowdinvesting? Jede kann von der Schwarmfinanzierung profitieren. herMoney sagt, was es zu beachten gilt. 

Inhaltsverzeichnis

Was sich hinter Crowdfunding verbirgt

Beteiligungen haben eine Höchstgrenze

Risiken beachten

Soziale Projekte mit Crownfunding fördern

Das Wichtigste in Kürze

Crowdfunding ist als eine Art Spende angelegt. Das bedeutet, du zahlst Geld zur Finanzierung eines bestimmten Projektes und bekommst entweder keine oder nur eine kleine Gegenleistung. Bei Crowdinvesting handelt es sich um eine Form der Kapitalanlage.

Das Risiko bei Crowdinvesting ist hoch, denn schließlich investierst du nicht in traditionelle Unternehmen. Du solltest deshalb besser nicht nur in ein Start-up investieren, sondern in mehrere. Andernfalls wäre das die Gefahr des Verlusts überproportional.

Du hast vielleicht schon einmal die Schlagzeile gelesen: „Junge Firma XYZ sammelte in nur 52 Minuten 100.000 Euro ein“. Ganz so viel war es bei Ann-Sophie Claus und Sinja Stadelmaier nicht und es ging auch nicht so schnell. Aber die beiden Gründerinnen der „The Female Company“ bekamen per Crowdfunding für ihr Start-up immerhin 40.000 Euro in nur 1,5 Monaten zusammen. Ein Interview mit den beiden Gründerinnen findest du hier.

Klasse, wenn UnternehmensgründerInnen in so kurzer Zeit so viel Geld einsammeln können. Aber was genau spielt sich hier ab?

Was sich hinter Crowdfunding verbirgt

Beim Crowdfunding – zu Deutsch „Schwarm- oder auch Gruppenfinanzierung“ – steuert eine Vielzahl von KleininvestorInnen aus der Internetgemeinde mit überschaubaren Beträgen Kapital zur Finanzierung von Geschäftsideen, Produkten und Projekten bei.

Streng genommen muss man zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting unterscheiden. Während Crowdfunding eher als eine Art Spende angelegt ist (du zahlst Geld zur Finanzierung eines bestimmten Projektes und bekommst entweder keine oder nur eine kleine Gegenleistung), handelt es sich bei Crowdinvesting um eine Form der Kapitalanlage.

Wählst du diesen Weg, beteiligst du dich mit deinem Geld an einem Unternehmen oder Projekt. Ist das Projekt erfolgreich, steigt der Wert deiner Beteiligung. Zudem partizipierst du anteilig an möglichen Gewinnen. Beim Crowdinvesting hast du somit die Chance, eine Rendite zu erzielen.

In Deutschland bekannt geworden ist Crowdinvesting vor allem durch die Finanzierung von „Stromberg“. Die Produktionsfirma hatte für die Filmproduktion eine Million Euro eingesammelt. Die InvestorInnen waren im Gegenzug am Gewinn beteiligt.

Du musst dazu nicht mit so großen Beträgen wie in der Investment-Show „Höhle der Löwen“ jonglieren, sondern es geht ab 250 Euro pro Projekt los.

Wie kannst du an Crowdfunding teilhaben?

Du wählst eine der Crowdfunding-Plattformen im Internet aus, von denen es mittlerweile mehrere gibt: Seedmatch, Companisto, Startnext sind einige davon.

Auf den Portalen finden JungunternehmerInnen und KapitalgeberInnen zusammen. Die Projektidee wird vorab durch die Crowdfunding-Plattform geprüft. Das ist jedoch keine Garantie dafür ist, dass das Projekt später auch gut läuft. Dann präsentieren die Start-up-UnternehmerInnen ihre Geschäftsidee, ihre Umsatzzahlen und ihre Wachstumsaussichten (meistens in einem kleinen Video).

Sie sagen auch, wie viel neues Kapital sie in der jetzigen Finanzierungsrunde einsammeln wollen und erklären, wofür sie es ausgeben wollen. Das kann die Entwicklung eines neuen Modell-Typs sein oder die Anschaffung einer Software, der Neuaufbau einer Website, die Expansion in einen weiteren Markt oder Ähnliches. Dann heißt es: Bahn frei für die Investoren und Investorinnen.

Wenn du bei der jeweiligen Plattform angemeldet bist, kannst du mit einem Klick in das Unternehmen investieren.

Beteiligungen haben eine Höchstgrenze

Nach dem 2015 eingeführten Kleinanlegerschutzgesetz darf eine Privatperson maximal 1.000 Euro in ein solches Projekt investieren – mit ausführlicher Selbstauskunft können es bis zu 10.000 Euro sein. Für ein Start-up wurde als Grenze ein Gesamtvolumen von 2,5 Millionen Euro festgelegt, ab dann beginnt eine umfangreiche Prospektpflicht.

Risiken beachten: am besten auf mehrere Pferde setzen

Das Risiko bei Crowdinvesting ist hoch, denn schließlich investierst du nicht in traditionelle Unternehmen wie Siemens oder Beiersdorf, sondern in ein Start-up. Viele dieser jungen Unternehmen können sich trotz des eingesammelten Geldes nicht am Markt behaupten und müssen Insolvenz anmelden, wie die Statistik belegt. Du solltest deshalb besser nicht nur in ein Start-up investieren, sondern in mehrere. Andernfalls wäre das die Gefahr des Verlusts überproportional.

Die Krux ist also: Start-up-Investments sind sehr riskant, einige der Unternehmen gehen insolvent, einige laufen so lala, aber einige entwickeln sich um ein Vielfaches.

Der Trick ist: Es ist ausschlaggebend, dass du an mindestens einem Projekt beteiligt sind, das um ein Vielfaches in die Höhe schießt. Dazu solltest du dir ein individuelles Online-Portfolio aus zahlreichen Crowdfunding-Projekten zusammenstellen. Über das Gesetz der großen Zahl steigt so die Wahrscheinlichkeit, dass du eins dieser Super-Investments in deinem Portfolio (fachsprachlich nennt man das Einhorn) hast. Ein einziges davon kann mehrere Flops und So-lala-Projekte ausgleichen.

Noch etwas: Start-up-Finanzierungen sind in der Regel extrem illiquide. Während du eine Aktie an jedem Börsentag verkaufen kannst, ist ein Ausstieg („Exit“) aus einem Crowd-Investment im Regelfall frühestens nach fünf bis acht Jahren möglich.

Am sogenannten Grauen Kapitalmarkt kann es sogar gefährlich werden. Neben seriösen Anbietern tummeln sich hier schwarze Schafe. Hier findest du mehr Informationen zum Grauen Kapitalmarkt.

Mit welcher Rendite ist zu rechnen?

Das hohe eingegangene Risiko und die geringe Liquidität werden – hoffentlich – belohnt: Während es auch sehr skeptische Medienartikel gibt, rechnet die Crowdfunding-Plattform Seedmatch mit einer Rendite von im Schnitt 15 Prozent pro Jahr. Ob das für dein Investment gilt, ist dein Wagnis.

Auf jeden Fall folgst du einem Trend: So haben nach einer aktuellen Studie von EY (assets.ey.com) Start-ups in Deutschland 2021 die Summe von fast 17,4 Milliarden Euro Risikokapital eingesammelt. Das ist dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Da steckten die Kapitalgeber 5,3 Milliarden Euro in junge Unternehmen oder Projekte. Die größte Transaktion in Deutschland fand laut EY im September 2021 statt. Der Lieferdienst Gorilla sammelte in dieser Finanzierungsrunde 861 Millionen Euro ein.

Soziale Projekte mit Crowdfunding fördern

Crowdfunding gibt es auch für Sozialunternehmen („Social Enterprises“). Ein gutes Beispiel ist Fairphone, das 2010 eine Bewegung für fair produzierte Elektrogeräte ins Leben gerufen hat. Was als Aufklärungskampagne über Konfliktmineralien begann, wurde zu einem alternativen Produktionsunternehmen. Fairphone sammelten über Crowdfunding Gelder ein, um ein fair produziertes Handy zu entwickeln, und mittlerweile gibt es über 100.000 Fairphone-Besitzer.

Auch viele Mikrofinanz-Plattformen funktionieren nach dem Crowdfunding-Prinzip. In dem Zusammenhang ist interessant, dass schon 1883 der Sockel der Freiheitsstatue von New York durch Crowdfunding finanziert wurde. Dabei ging es um die gute Sache und der Initiator, der Journalist Joseph Pulitzer, kam bei dieser Aktion ganz ohne Internet aus.

Auch in Immobilien kannst du über Crowdinvesting investieren. Wie, das kannst du in dieser Folge des herMoney Talks nachhören:

herMoney Tipp

Crowdfunding und Crowdinvesting sind hip. Es macht Spaß, sich mit den kreativen Ideen von JungunternehmerInnen zu beschäftigen und ihre Träume zu finanzieren. Aber es ist eben kein sicheres Investment, sondern man bewegt sich bei den meisten dieser Investments am oberen Risiko-Ende der Anlagemöglichkeiten, und zwar im kaum regulierten Raum. Wer schon Aktienfonds oder Einzelaktien für Risikopapiere hält, der ist bei Crowdfunding bzw. -investing nicht gut aufgehoben. Wer sich aber gern als Business Angel fühlt, ein bisschen Risikokapital mitbringt und einen langfristigen Anlagehorizont hat: Bahn frei – wir drücken die Daumen!

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".