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Diese ETF-Anbieter fördern Frauen

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Anke Dembowski

Autorin

27. Juni 2019

In eine Fondsgesellschaft investieren, der Diversity egal ist? herMoney hat die zehn größten europäischen ETF-Anbieter gefragt, was sie für Frauen tun.

Inhalt:

Als Verbraucherinnen haben wir Macht, nämlich die Entscheidungsmacht, bei welchen Unternehmen wir unser Geld ausgeben. Vielleicht haben Sie schon vom Zalando-Streik gehört? Die Journalistin Patrizia Laeri hatte kürzlich dazu aufgerufen, weil das Unternehmen laut dem jährlich erscheinenden AllBright-Bericht eine Frauenquote von null Prozent im Vorstand anstrebt. Null Prozent fand sie, sei zu wenig ambitioniert, als dass sie dieses Unternehmen weiter durch ihre Bestellungen zum Florieren bringen möchte. Sie rief andere Frauen auf, es ihr gleichzutun.

Genauso haben wir auch die Entscheidungsmacht, in welche Unternehmen wir investieren oder welcher Fondsgesellschaft wir unser Geld anvertrauen. Das gilt insbesondere bei Investments in ETFs, mit denen Sie an der Wertentwicklung eines Index partizipieren. Als Anlegerin müssen Sie vor allem entscheiden, auf welchen Index Sie setzen möchten. Ob Sie den DAX oder Eurostoxx 50 dann über ETF-Anbieter A oder Anbieter B abdecken, macht den Kohl nicht mehr wirklich fett. Denn letztendlich wollen alle Anbieter möglichst genau die Entwicklung des Index nachbilden.

Fondsmanager fühlen Unternehmen auf den Zahn

Was liegt also näher als nachzuschauen, wie die Fondsgesellschaften es mit dem Frauenthema halten? Weil die Auswahl an Anbietern ohnehin groß ist, könnten wir unsere Geld bei solchen Gesellschaften anlegen, die ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein tolles Arbeitsumfeld bieten und Frauen fördern. So können Frauen gleichberechtigt in Führungspositionen aufsteigen und leiden nicht unter einem Gender-Pay-Gap.

Übrigens tun genau dasselbe auch viele Fondsgesellschaften, denn Nachhaltigkeit ist bei der Kapitalanlage ein Mega-Trend. Die Geld-Manager fühlen jedem Unternehmen, in das sie investieren, auf den Zahn, wie es sich in Sachen E („ecological“), S („social“) und G („governance“, d.h. Unternehmensführung) benimmt.

Diversity gehört zu guter Unternehmensführung!

Zur „guten Unternehmensführung“ gehört, Geschlechter-Gleichstellung zu fördern. So fragt das Fonds-Management die Unternehmen, in die es investiert, zum Beispiel ob Vorstand und Aufsichtsrat divers aufgestellt sind, ob dort etwas gegen den Gender-Pay-Gap getan wird und ob die Arbeitsmöglichkeiten familienfreundlich gestaltet sind. Einige üben außerdem gezielt ihre Stimmrechte bei Hauptversammlungen so aus, damit Frauenthemen Gehör finden.

Anfangs empfanden die so befragten Unternehmen diese Art nicht-finanzieller Fragestellung als ungewöhnlich und hatten teilweise keine zufriedenstellenden Antworten. Mittlerweile haben aber die meisten Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt und bewegen sich in die gewünschte Richtung: Sie machen sich Gedanken über eine Frauenquote in ihren Führungsetagen. Und sie denken darüber nach, wie sie mehr Frauen rekrutieren und in ihrem Unternehmen halten können.

Für diese Beeinflussung durch regelmäßiges Nachfragen und Ermutigen gibt es den englischen Begriff „Engagement“, der sich etwa übersetzen lässt mit „verbindliche Verhaltensweisen einfordern“.

Wie es die Fondsgesellschaften selbst mit dem Frauenthema halten

Tolle Idee, dieses „Engagement“! Daher haben wir uns entschlossen, ähnliche Fragen an die Fondsgesellschaften zu richten. Die Ergebnisse unserer ersten Befragung stellen wir Ihnen hier vor. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Antworten kamen nicht immer ganz spontan, aber immerhin haben 7 der 10 größten europäischen ETF-Anbieter detaillierte Informationen geliefert.

Das ist fürs Erste ein prima Ergebnis, zumal die Fondsgesellschaften diese Art Fragen noch nicht gewohnt sind. Schließlich sind normalerweise sie es, die den Unternehmen auf den Zahn fühlen.

Überrascht waren wir teilweise auch von den Antworten selbst: Während bei den meisten der 10 größten ETF-Anbieter der Frauen-Anteil an der gesamten Mitarbeiterschaft hoch ist, können einige auch im Aufsichtsrat mit einem hohen Frauen-Anteil glänzen. Der französiche ETF-Anbieter Lyxor hat es sogar geschafft, im Vorstand eine Frauenquote von 50 % zu erreichen!

iShares gehört zum amerikanischen Investmentmanager BlackRock. Beide bringen es global immerhin auf eine Frauenquote von 28,4 % in Führungspositionen und rechnen dazu die Positionen „Director“, „Managing Director“ und „Senior Managing Director“. Bei Neu-Einstellungen liegt die Quote bereits bei 39 %. Das deutet auf Folgendes hin: Wenn ein Mann eine Position durch Kündigung oder Ruhestand frei macht, wird sie neuerdings oft durch eine weibliche Führungskraft besetzt.

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Die Fondsgesellschaft Amundi, deren Zentrale in Paris sitzt, hat mit 41,7 % einen besonders hohen Anteil weiblicher Aufsichtsräte. Bei Xtrackers aus dem deutschen Hause DWS beträgt die Frauenquote im Aufsichtsrat 36 %, bei BlackRock 27,7 %.

Übrigens: Die Unternehmen tun nicht nur den Frauen, sondern auch sich selbst einen Gefallen damit. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass Unternehmen, die eine hohe Gender-Diversity in ihren Führungsgremien aufweisen, sich auch wirtschaftlich besser entwickeln.

Frauenförderung hat viele Gesichter

Auch was die Gesellschaften im Einzelnen für die Frauen-Förderung tun, ist klasse: Das reicht vom Angebot flexibler Arbeitsmöglichkeiten über spezielle Seminare zur Förderung weiblicher Führungskräfte bis hin zu Sensibilisierungskampagnen zum Thema berufliche Gleichstellung. Chapeau!

iShares macht jedes seiner Tochter-Unternehmen und jede Führungspersönlichkeit verantwortlich für den Fortschritt in Bezug auf Gender-Vielfalt. Dazu misst das Unternehmen weltweit monatlich Rekrutierungen, Bindung und Beförderungen nach Ebene und Geschlecht. Wichtig: Die Ergebnisse fließen sogar in die Vergütung der Management-Teams ein.

Amundi untersucht regelmäßig, ob es im Unternehmen einen Gender-Pay-Gap gibt und korrigiert ihn gegebenenfalls. Außerdem ermutigt und unterstützt Amundi Frauen gezielt, auch in Führungspositionen aufzusteigen. Dazu bietet die Gesellschaft verschiedene Trainings und Seminare und hat sowohl ein Mentoring-Programm für Frauen als auch ein firmeninternes Frauen-Netzwerk (AWN) ins Leben gerufen.

Insbesondere die international aufgestellten Häuser kooperieren zudem mit externen Frauen-Organisationen oder fördern sie gezielt. Da braucht es nicht unbedingt eine spezielle Ansprache für weibliche Kunden oder Gender-Produkte – so etwas bieten nur die wenigsten. Die Vielfältigkeit der Bemühungen, die die Fondsgesellschaften an den Tag legen, ist beeindruckend, und wir haben die Ergebnisse für Sie dargestellt. In der 1. Runde haben wir lediglich die 10 größten europäischen ETF-Anbieter gefragt, aber wir versprechen: Wir bleiben am Ball mit unserem „Engagement“!

Diversity in Zahlen: Ein Überblick

Die 10 größten europäischen ETF-Anbieter:

Name Anzahl der ETFs* Volumen in Mrd. €* Frauenquote in Führungsgremien Interne Maßnahmen zur Frauenförderung Anzahl unterstützter Frauen-Organisationen Gender-Fonds Stimmrechtswahrnehmung auf Hauptversammlungen, Engagement
iShares1
(Blackrock)
426 318 1 nein
Xtrackers
(DWS)
269 78 14 nein
Lyxor
(Société Générale)
279 65 1 ja
Amundi2
(Crédit Agricole)
175 43 2 nein
UBS 331 41 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
Vanguard 32 33 k. A. k. A. 2 nein
State Street 102 28 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
Invesco 121 16 6 nein
Wisdomtree / ETF Securities 339 15 1 nein
BNP Paribas 101 9 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.

Quelle: Die Ergebnisse beruhen auf den Antworten, die die Fondsgesellschaften gegeben haben.
k. A. = Keine Antwort zu dieser Frage
*) Quelle: Morningstar, Stand: 31.01.2019
1) die Daten beziehen sich auf BlackRock generell, nicht spezifisch auf die ETF-Tochter iShares.
2) Es handelt sich um Zahlen für das gesamte Unternehmen – für die ETF-Sparte allein gibt es keine Zahlen, weil der Bereich organisatorisch nicht eindeutig abgegrenzt ist.

herMoney-Tipp

Bei ETFs ist es schwierig, große Unterschiede auszumachen, wenn sie sich auf denselben Index beziehen. Sicherlich gibt es Kostenunterschiede. Außerdem investiert der eine ETF in die Wertpapiere selbst, während der andere den Index künstlich über einen Swap abbildet.

Den größten Einfluss auf Ihren Anlageerfolg hat aber die Auswahl der Indizes, auf die Sie mit Ihren ETFs setzen. Bei der Auswahl geeigneter Anbieter können Sie daher gerade bei ETFs Ihrem Herzen folgen. Warum nicht dort investieren, wo Diversity mehr als ein Lippenbekenntnis ist und Frauen gezielt gefördert werden?

Hier erfahren Sie, wie Sie den passenden ETF für sich finden. Sie wollen lieber in einen klassischen Fonds investieren? Erfahren Sie in unserem Artikel über Genderfonds, welche Fonds Unternehmen mit hoher Frauenquote in der Führungsetage fördern. Falls Sie noch kein Depot haben: Der herMoney Depotvergleich hilft Ihnen, eines zu finden.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".