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ETF: Was steckt in welchem Index?

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Anke Dembowski

Autorin

17. Mai 2018

Per ETF Vermögen aufbauen? Klingt Gut. Aber in welchen Werten sind Sie mit welchem Index investiert? Ein Leitfaden.

Breit gestreut oder eng fokussiert? Über die Vor- und Nachteile beider Anlagestrategien haben wir Sie bereits informiert. Für Einsteigerinnen ist es ratsam, die Risiken breit zu streuen und einen ETF auf einen deutschen, europäischen oder globalen Standardindex zu wählen. Doch auch hier gilt: Erst informieren, was drinsteckt – prüfen Sie, ob der im Index gebündelte Unternehmensmix auch zu Ihren Vorstellungen passt!

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Länder- und Branchengewichtung

Sie wollen per ETF „global“ investieren, das heißt die weltweiten Wachstumschancen nutzen? Der MSCI-World-Index wird traditionell als Maßstab für die Entwicklung der globalen Aktienmärkte herangezogen. Der Index bündelt rund 1600 Unternehmen aus 23 entwickelten Industrienationen, die schnell wachsenden Schwellenländer wie Indien oder China sind deshalb gar nicht oder nur minimal vertreten – China etwa ist nur über einen kleinen Anteil von Aktien der früheren britischen Kolonie Hongkong mit dabei.

Wenn Sie sich die aktuelle Index-Zusammensetzung näher ansehen, werden Sie zudem feststellen, dass vor allem „USA“ drinsteckt, wo „global“ draufsteht. US-Werte haben aktuell ein Gewicht von fast 60 Prozent! Japan und Großbritannien sind mit 9,1 bzw. 6,4 Prozent vertreten – und Deutschland mit nicht einmal vier Prozent! Woran es liegt? Der MSCI World-Index wird nach der Stärke der nationalen Börsen gewichtet – im Fachjargon heißt das „marktgewichtet“. Und da in den USA die größten und gemessen am Börsenwert teuersten Unternehmen sitzen, sind sie besonders stark im Index vertreten.

Doch die Gewichtung ist nicht in Stein gemeißelt. Je nach Entwicklung an den Börsen ändert sich auch die Zusammensetzung des Index im Zeitverlauf.  Der US-Schwerpunkt bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit aber bestehen. Wenn Sie Ihre Investments tatsächlich weltweit streuen  – also auch die schnell wachsenden Entwicklungsländer berücksichtigen – möchten, packen Sie zu einem ETF auf den MSCI-World-Index einen ETF auf den MSCI Emerging Markets dazu!

Als Investorin sollten Sie auch wissen, welche Branchen im Index besonders stark gewichtet sind. Im MSCI-World-Index sind das aktuell der Finanzsektor (17,9%), Informationstechnologie (17,6%) und zyklische Konsumgüter (12,7%). Wie die aktuelle Gewichtung des Index jeweils aussieht, finden Sie im Internet, im Factsheet des jeweiligen Indexanbieters (z.B. www.msci.com).

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Risikoklumpung bei bestimmten Indices

Wenn Sie sich angeschaut haben, welchen Markt der jeweilige Index abbildet, prüfen Sie auch, ob Ihnen die Streuung breit genug ist. Eine breite Streuung ist wichtig, um individuelle Risiken einzelner Unternehmen oder Branchen auszugleichen, also zu glätten. Daher ist es ja auch riskant, wenn Sie nur eine Handvoll Einzeltitel halten. Wenn Sie hier mit Ihrer Auswahl gut liegen, können Sie zwar hohe Gewinne erzielen. Haben Sie aber gerade die Nulpen ausgewählt, zieht Ihnen das das Gesamtergebnis Ihres Portfolios herunter. Solche Einzelrisiken soll ein Index über das Gesetz der großen Zahl ausgleichen, so dass Sie „nur noch“ das allgemeine Marktrisiko tragen müssen. Das ist für viele schon groß genug – besonders dann, wenn es an den Börsen abwärts geht. Über Schwankungen nach oben regt sich logischer Weise keine Anlegerin auf!

Die Frage ist, ob jeder Index das Kriterium der breiten Streuung erfüllt. Nicht ohne Grund hat der Gesetzgeber bei aktiv gemanagten Fonds eine bestimmte Risikostreuung vorgeschrieben: Ein einzelner Aktienwert darf maximal 10 Prozent des Fondsportfolios ausmachen, und alle Positionen, die mehr als fünf Prozent des Fondsvermögens ausmachen, dürfen in Summe nicht die 40 Prozent-Marke überschreiten. Ansonsten soll die Gewichtung einer Aktie bis zu 5% betragen. Dies ist die sogenannte 5/10/40-Regel. Für Indexfonds gilt diese Regel nicht – sonst könnten einige bekannte Indices nicht dauerhaft über einen Fonds dargestellt werden.

Indexfonds können konzentrierter sein als andere Fonds

So beispielsweise das deutsche Aktienbarometer DAX. Dieser Index besteht aus den 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes. Allianz machte über längere Zeiträume mehr als 10% des DAX aus, damit hätte man ohne die Sonder-Regel für Indexfonds den DAX nicht 1:1 abbilden können. Aktuell liegt im DAX kein Titel oberhalb der 10-Prozent-Marke, aber einige liegen nahe dran (SAP: 9,18%, Siemens: 9,03%, Allianz: 8,35%). Über diese hohe Konzentration im DAX sollte man sich als Investorin bewusst sein, wenn man z.B. in einen DAX-ETF investiert.

Ähnlich ist es mit dem Euro STOXX 50. Dieser Index beinhaltet 50 große börsennotierte Unternehmen aus der Eurozone. Hier kam es in der Vergangenheit zu starken Ungleichgewichten bei der Branchen-Zusammensetzung. 2007 waren die STOXX Value-Indizes sogar zu rund 50 Prozent in Banken investiert. Nach der Bankenkrise war es für einen aktiven Fondsmanager ein Leichtes, viel besser als der Euro STOXX 50 abzuschneiden, wenn er sich einfach nur gegen Banken entschied. Eine Untergewichtung hier bedeutete fast sicher, dass der Manager über dem Index lag, der damals so stark bankenlastig war. Ein ETF auf diesen Index hätte die gesamte Talfahrt hingegen mitgemacht.

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Behandlung der Dividenden

Und noch etwas ist wichtig: Es gibt Performance- und Kursindizes. Während beim Performanceindex die Dividenden oder Zinsen reinvestiert werden, bleiben sie beim Kursindex unberücksichtigt. Es ist Konvention, dass unter der umgangssprachlichen Bezeichnung Euro STOXX 50 der Kursindex verstanden wird. Die durchschnittliche Dividendenrendite im Euro STOXX 50 liegt derzeit bei 3,8 %. Es macht also einen gewaltigen Unterschied, ob Sie einen ETF auf einen Performance- oder einen Kursindex kaufen.

herMoney-Tipp

Schauen Sie sich den Index, in den Sie investieren im Vorfeld genau an. Wie ist die Länder- und Branchengewichtung? Gibt es vielleicht eine starke Risikoklumpung, die Sie nicht eingehen wollen?

Außerdem seien Sie sich darüber im Klaren, dass alle marktgewichteten Indizes – und das sind die meisten großen Indizes –das Problem haben, dass diejenigen Titel, die gerade besonders gut gelaufen sind, ein besonders starkes Index-Gewicht haben. Insgesamt gilt: Erst den Index checken, dann in den ETF investieren!

 

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".