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Der Weg zum ersten ETF: Erfahrungen unserer Redakteurin

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Miriam Binner

24. Mai 2018


Der erste Motivationsschub ist mehr als ein Jahr her. Im Briefkasten landet ein Bestätigungsschreiben der Bank: Ihr Depot ist nun eröffnet. Sie sind startklar für den Wertpapierhandel. Wir wünschen viel Erfolg.

Auf einem separaten Blatt steht die Anleitung zum ersten Log-In, inklusive Zugangsnummern. Direkt ausprobiert. Passwort geändert, dann ein paar Klicks im Online-Portal: auf die Eingabemaske für die „Watchlist“ und „Quick Order“, darunter die Wertpapier-Order. Ein Blick in die Übersicht der letzten Transaktionen: keine vorhanden. Doch das soll sich ändern.

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Der Plan steht längst: Anlegerin werden, das ersparte Geld arbeiten lassen, statt es auf dem Girokonto zu parken. Per Investment in Aktien und Indexfonds von einer kostengünstigen Geldanlage profitieren, am Wirtschaftswachstum teilhaben. Soweit einleuchtend.

Einsteigern wie mir raten Finanzexperten meist zu ETFs, also zu börsengehandelten Indexfonds: Die sollen deutlich günstiger sein als beispielsweise aktiv gemanagte Fonds, hinter denen ein Manager steht, der sich für seine Arbeit bezahlen lässt. Das dürfte gleichzeitig eine höhere Rendite bedeuten, weil die Kosten geringer sind.

Dazu kommt, dass ETFs weniger Risiko versprechen als etwa ein Investment in Einzelaktien. Das liegt an der breiten Verteilung: Denn in manchen dieser Papiere stecken mehr als Tausend Aktien verschiedener Unternehmen aus mehreren Ländern – dass alle gleichzeitig in Schieflage geraten, ist unwahrscheinlich. Es sprechen also doch ein paar gute Gründe dafür, sich ein paar dieser Wertpapiere zuzulegen. Doch wie funktioniert der Kauf genau?

Die Motivation – Oder: Darum kümmere ich mich später

Guthaben für das Depot ist schnell vom Girokonto überwiesen. Für einen ersten Testkauf: 200 Euro. Wer weiß, was so alles schiefgehen kann. Deshalb der Vorsatz: Lieber gründlich einlesen, bevor es losgeht. Wenn demnächst mal Zeit ist. Irgendwann.

Dann wieder ausgeloggt. Und für lange Zeit vergessen – oder eher verdrängt.

Das Depot – Oder: Wie ich lernte, mir ein Passwort zu merken

Ein Jahr später der zweite Anlauf: Neue Zugangsdaten kommen mit der Post, Service für vergessliche Kunden.

Beim Log-In zeigt sich: Ein Verlust steht bereits zu Buche, bevor auch nur ein einziges Wertpapier gekauft ist. Um 1,40 Euro ist das Anfangsvermögen geschrumpft, auf nunmehr 198,60 Euro. Schuld sind Portogebühren für ungelesene Benachrichtigungen und das neue Passwort. Da steigt die Motivation, sich endlich aktiv mit dem Depot zu beschäftigen. Soll heißen: Jetzt wird gekauft.

Die ETFs – Oder: Wie ich einen Weg aus dem Labyrinth fand

Hoffentlich mache ich nichts falsch! Die Kurzanleitung für das Webtrading meiner Bank gibt den Weg vor. Startpunkt ist das Eingabefeld für die Wertpapier-Order. Neben der Stückzahl verlangt die Maske nach der sogenannten Wertpapierkennnummer (WKN) oder auch ISIN. Die Abkürzung steht für „International Securities Identifying Number“. Um die Kennnummer zu finden, muss ich jetzt eine Entscheidung fällen: Welchen ETF kaufen?

Eine Orientierungshilfe steht auf der Webseite der Bank – die Maske namens „ETF-Finder“ wirbt mit schneller und übersichtlicher Auswahl. Wäre schön, wenn das stimmt: Denn ohne Filter zeigt die Trefferliste mehr als 1500 ETFs.

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Also systematisch eingrenzen. Erster Schritt, so sagen die Finanzratgeber: Kenne deine persönlichen Anlageziele und den Zeithorizont. Mir schwebt für den Anfang vor allem eine Anlageform vor, die wenig Ärger bedeutet: Mein Geld darf gerne einige Jahre unbehelligt vor sich hin arbeiten. Am liebsten in Form von Unternehmensanteilen, also Aktien. Und wenn die Kurse zwischenzeitlich mal fallen? Da muss ich dann wohl durch!  Wenn alles gut läuft, gleichen sich Kursschwankungen wieder aus, sodass am Ende kein Verlust entsteht, sondern eine auskömmliche Rendite. Deshalb kann es nicht schaden, möglichst viele verschiedene Aktien im ETF zu haben. Niemals alles auf ein Pferd setzen – das heißt auch: die Geldanlage zur Sicherheit über mehrere Länder streuen.

Die Entscheidung – Oder: Irgendwo muss ich ja anfangen

Damit ist klar, welche Infos ich in den ETF-Finder stecke: Es soll ein Produkt auf Aktien sein. Direkt fallen mehr als 450 Optionen weg. Aber es sind trotzdem noch 1100 ETFs verfügbar, also weiter: Bei der Region erscheint „Global“ als einfachste Möglichkeit. Bei den Ländern will ich mir alle Optionen offen halten, also folgt jetzt die Frage nach dem Index, den das Wertpapier abbilden soll.

Da wird es kryptisch. Zwischen Begriffen wie „CECE Composite Index“, „CSI 300 Index“ und „FTSE RAFI Emerging Index“ tauchen kaum bekannte Namen auf. Immerhin „MSCI World“ ist mir aus Ratgebern ein Begriff – angeblich ein gutes Basisprodukt. Diese Option steht ganz am Ende einer Liste mit mehr als 50 verschiedenen Varianten des MSCI. Hinter der Abkürzung verbirgt sich der Name des Indexanbieters Morgan Stanley Capital International.

Inzwischen sind nur noch 160 ETFs in der engeren Auswahl. Diese lassen sich jetzt nach der Höhe der laufenden Kosten sortieren. Hier ist weniger natürlich mehr – vereinzelt gibt es auch Werbeaktionen mit Nullkosten, je nach Bank und Anbieter.

Unter den Anbietern in der Trefferliste tauchen besonders häufig auf: der Deutsche-Bank-Ableger Xtrackers sowie iShares, zugehörig zur US-Fondsgesellschaft Blackrock. Die Kürzel hinter den Anbieter- und Indexnamen verraten die Details – zum Beispiel, ob der ETF Dividenden ausschüttet oder einbehält.

Zusätzliche Infos liefert das Faktenblatt des jeweiligen Wertpapiers: Hier sind alle Besonderheiten aufgelistet, einfach zu finden über die Detailinformationen zu den Ergebnissen aus der Suchmaske. Auf dem Faktenblatt steht auch die Kennzahl des ausgewählten ETFs – die ist wichtig für den nächsten Schritt.

Ist die ISIN in die Ordermaske eingetragen, zeigt das System die verfügbaren Handelsplätze an.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie. Teil 2 “Der Weg zur ersten Order: Vorsicht vor versteckten Kosten” lesen Sie hier.

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Miriam Binner

Unsere Autorin Miriam Binner arbeitet als freie Wirtschaftsjournalistin in Köln. Die Absolventin der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft hat VWL und BWL studiert und kennt die Schwierigkeiten hinter komplexen Finanzthemen.